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Helmut Lamparter (1912 - 1991)
Evangelischer Theologe, Seelsorger, Schriftsteller und Dichter
Helmut Lamparter war einer der wichtigsten evangelischen Theologen und Dichter der Nachkriegszeit. R. A. Neuschäfer fasst zusammen: „Als lutherisch, biblisch und seelsorgerlich orientierter Theologe prägte L. mehrere Generationen von Studenten und gewann sie für die Beschäftigung mit Bibel, Literatur und Zeitfragen. Als Vermittler ... hatte er insbesondere eine Einbettung biblischer Theologie in die Gegenwartsfragen im Blick.“ [1]
Bezeichnend für den Theologen und Seelsorger ist das reiche Literaturwerk, das aus fachlicher Sicht in den Kommentaren der Bücher Ruth, Hiob, Psalmen, Sprüche, Prediger, Hohelied, Jeremia, Klagelieder, Hesekiel, Nahum und den Apokryphen gipfeln dürfte, die er zu der großen Kommentar-Reihe „Die Botschaft des Alten Testaments“ beisteuerte.
Bemerkenswert ist auch Lamparters dichterisches Talent. Bei vielen Gelegenheiten fand es ernsthafte wie humorvolle Anwendung. Sein dichterischer Höhepunkt dürfte in der Verarbeitung der 150 Psalmen zu Gedichten zu sehen sein. Sie erschienen 1962 unter dem Titel „Wecken will ich das Morgenrot“ als gereimter Strophenpsalter im Calwer Verlag.
Lebensdaten
- 1912: Geburt in Reutlingen.
- 1918 - 1930: Schulzeit mit Abiturabschluss.
- 1926-1930 besuchte er bereits die evangelischen Seminare in Schöntal und Urach.
- 1930 - 1934: Studium der evangelischen Theologie in Tübingen, Marburg und schließlich in Bonn, wo er mit Karl Barth in Kontakt trat.
- 1934 bis 1938: Vikariat; er bediente verschiedene Kirchengemeinden der Württembergischen Landeskirche.
- 1939: Promotion. Dissertation über „Luthers Stellung zum Türkenkrieg“, erschienen 1940 in München.
- Von 1940-1945 diente er im 2. Weltkrieg als Sanitätsgefreiter, überwiegend im Fronteinsatz in Frankreich und Russland. Wegen mehrerer Verwundung und Erkrankungen drei Lazarettaufenthalte.
- 1943: Erlebt den Luftangriff auf Kassel mit.
- 1945-1955: Pfarrer in der Gemeinde Mittelstadt bei Reutlingen.
- 1955-1962: Dozent am Pädagogischen Institut Stuttgart.
- 1962: Professur. Mit Erhebung des Pädagogischen Instituts zur Pädagogischen Hochschule und ihrer Verlagerung nach Ludwigsburg wurde er 1962 Professor und wirkte in Ludwigsburg bis zu seiner Pensionierung 1977. Außerdem erfolgte von der Mitte der 50er bis zur Mitte der 80er Jahre eine reiche Vortrags- und Predigttätigkeit sowie umfangreiches Literaturschaffen.
- 1991: In Tübingen gestorben.
Wolfgang Grau (geb. 1942)
Mein Leben ist erfüllt mit Musik, sie begleitet mich in allen Lebenslagen. Sie hat bekanntlich viele „Gesichter“. Früher war ich als Musiker durch zwei Ausrichtungen geprägt. Die eine betraf die europäische Musik von Barock bis Moderne, die andere war vorzugsweise bestimmt von diversen Stilrichtungen des Jazz. Nach meinem Studium wurde ich hauptberuflich Musikpädagoge auf verschiedenen Ebenen des Lehrens und Lernens.
In den letzten Jahren richtet sich mein Fokus auf die Komposition klassisch-geistlicher Musik.
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Hymnen sind Loblieder. Das trifft für viele Psalmen zu. Dem tragen die Lieder von „Wecken will ich das Morgenrot“ Rechnung. Im Anhang zur Klavierausgabe (VS 6629/02) wird ein Vergleich zu den Nationalhymnen gezogen, die in der Regel als Loblieder auf die jeweilige Nation geschaffen wurden. Zwei textlich-musikalische Grundtypen werden herausgearbeitet: (1) der feierlich-choralartige Hymnentypus und (2) der kraftvoll-vorwärtsschreitende Typus.
Lamparter stellt für die Psalmen drei Texttypen heraus: (1) das "frisch auffahrende" Loblied als den eigentlichen Hymnentypus, (2) das eher ruhige Klagelied und (3) das Danklied. Aus musikalischer Sicht stehen das Lob- und das Danklied einander in ihrer freudigen Bewegtheit nahe, während das Klagelied eher ruhigen Charakter erwarten lässt.
Freilich handelt es sich bei dieser Charakterisierung um Tendenzaussagen, die angesichts der Vielfalt der Psalmeninhalte zu differenzieren wären. Die Vielfältigkeit sei anhand eines Zitats des Psalmenkenners Lamparter beispielhaft gemacht. Er bemerkt zu den Klagepsalmen:
„Der Anlass zur Klage vor Gott ist denkbar verschieden: Krankheit und Todesangst, Verhöhnung und Verfolgung, Zweifel und Sündenlast, Bedrückung und Rechtsbruch, das Überhandnehmen der Gottlosen (Ps. 12) – all das treibt den leidenden Knecht Gottes ins Gebet. Dazu kommen die gemeinsamen Nöte, Gefahren und Katastrophen, wie Krieg und Niederlage, Misswachs, Seuchen und Teuerung, unter denen das ganze Volk zu leiden hat ... In vielen Psalmen ist das Klagelied mit dem Danklied verbunden ...“. (Aus: H. Lamparter: Das Buch der Psalmen (Band 1), Calwer Verlag 1977 (3. Auflage), S. 16f.
Auch diese Verbundenheit ruft nach musikalischer Ausdrucksvielfalt, was die durchgehende Verwendung des Strophenliedprinzips in Frage zu stellen scheint. Umso mehr sollten sich bei den Liedern aus „Wecken will ich das Morgenrot“ solistische wie chorische Interpretinnen und Interpreten aufgefordert sehen, dem durchgehenden Strophenprinzip strophenspezifischen Ausdruck zu verleihen, etwa durch flexible Anpassung von Tempo und Dynamik oder durch entsprechenden Sprachgestus. Es ist wie bei der Rede: Die gleichen Worte können Unterschiedliches hervorheben, je nach Betonung oder Sprachhaltung. Der Klavierpart der Ausgabe VS 6629/02 unterstreicht den hymnischen Charakter, wo immer möglich. Idealerweise wäre der strophenspezifische Ausdruck auch pianistisch-interpretatorisch zu unterstützen.
Die Edition liegt in 4 Ausgaben vor:
- Melodieausgabe mit Harmoniekürzeln | VS 6629 (VS steht für Verlag Strube) | 3.50 EUR
- Chorausgabe (SATB) | VS 6629/1 | 5.00 EUR (Staffelpreis ab 20 Stück: 4.50 EUR)
- Klavierausgabe – Melodie mit Klavierbegleitung | VS 6629/02 | 20.00 EUR
- Textausgabe mit informativen Anmerkungen und Erläuterungen zur Psalmlied-Thematik, mit Interpretationshinweisen, Analysen usw. | VS 6629/03 | 3.00 EUR
Die Klavierausgabe ist auch zur Begleitung der Chorsätze aus VS 6629/1 geeignet.
Mit „Wecken will ich das Morgenrot“ wurde der Titel übernommen, unter dem Helmut Lamparter 1962 seinen Gedicht-Psalter im Calwer Verlag hatte erscheinen lassen. Die Psalmlieder-Ausgaben können Sie beim Strube-Verlag (München) erhalten. Dieser Link leitet Sie entsprechend weiter: Strube-Verlag
Quellen und weiterführende Literatur
[1] Neuschäfer, Reiner Andreas in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XXXVI, Nordhausen 2015, in Vorbereitung



