Helmut Lamparter
Einleitung
Als mir ein kompletter Gedichtpsalter in die Hand fiel, ergab sich unmittelbar das Bedürfnis, diese Dichtung liedgemäß zu vertonen. Diesbezüglich muss ich also in eigener Sache sprechen.
Helmut Lamparter
Es war der evangelische Dichter-Pfarrer Prof. Dr. Helmut Lamparter (1912-1991), der um die Mitte des 20. Jahrhunderts alle 150 Psalmen neu in Gedichte gefasst hat. Sie erschienen unter dem Psalm-Motto „Wecken will ich das Morgenrot“ (vgl. Ps 57,9 und 108,3) 1962 im Calwer Verlag, Stuttgart. Als ich mit diesem (leider vergriffenen) Gedicht-Band bekannt gemacht wurde, begann es mit dem Lesen in mir zu tönen. Das Ergebnis dieser „Tönung“ erschien 2011/2012 im Strube Verlag, München – ebenfalls unter dem Titel „Wecken will ich das Morgenrot“. Es enthält Vertonungen der Psalmgedichte 1-41, also das Erste Buch der Psalmen, und liegt in vier Ausgaben vor:
- Melodieausgabe mit Harmoniekürzeln (VS 6629; VS steht für „Verlag Strube“).
- Ausgabe für gemischten Chor (VS 6629/1).
- Klavierausgabe – Melodie mit Klavierbegleitung (VS 6629/02), die auch zur Begleitung der Chorsätze dienlich ist.
- Zwecks theoretischer Abrundung ist auch die informative Textausgabe „Anmerkungen und Erläuterungen“ erhältlich (VS 6629/03).
FEHLT NOCH!
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Anwendung
Die Melodien dieser Lieder stehen den Kirchen-Hymnen nahe, können also von Kirchengemeinden gesungen werden. Ob das möglich ist, dürfte auch an der Art liegen, wie eine Gemeinde damit bekannt gemacht wird! Wo kein Chor existiert, würde es genügen, wenn einige begabtere Sängerinnen und Sänger das betreffende Lied einüben der Gemeinde vorsingen, möglichst von Orgel oder Klavier begleitet und bei gleichzeitiger Projektion des Liedes oder mit zuvor verteilter Melodieausgabe. Das brächte in Methode und Gesang frischen Wind in so manchen Gottesdienst, zumal in Einheit mit
Die Chorausgabe ist vierstimmig gesetzt (SATB). Ihr Vorwort gibt Anregungen, situationsgerecht zu arrangieren. So heißt es: „Die vierstimmigen Sätze können als Grundlage für Blas- und/oder Streichinstrumente und/oder Klavier, Orgel usw. dienen, egal ob die Instrumente selbstständig eingesetzt werden oder einen Chor unterstützen, ganz gleich ob dieser ein- oder mehrstimmig singt. – Und wie wäre es mit der Realisierung dieser Sätze durch ein Vokal-Quartett, eventuell gestützt durch ein Streichquartett? Ein Instrumental- quartett könnte auch ein Gesangssolo begleiten. Der situativen Anpassung dieser Sätze sind (fast) keine Grenzen gesetzt (– zumal bei Verwendung der Klavierausgebe). Solistisch gesungene Strophen können mit chorischen oder rein instrumentalen abwechseln. Die Gemeinde kann singend einbezogen werden, und sei es auch nur in der alle und alles vereinigenden Schlussstrophe, also nach mehrmaligem Hören der Melodie. Der an den Strophen orientierte Ablauf eines Arrangements könnte per Beamer, Tageslichtprojektor oder mittels Handzetteln für alle mitvollziehbar gemacht werden. Ein solcher Ablauf müsste mit der Gemeinde nicht geprobt werden. Insofern müsste ein solcher Ablauf gar nicht von der Gemeinde geprobt werden; denn sie würde vom einstudierten Chor und/oder ggf. von Instrumenten getragen, also eingebettet in einen gesicherten, größeren Klangrahmen. Eine motivierende Anregung für alle Altersklassen!“
Wie bereits erwähnt, kann die Klavierausgabe in mancherlei Situationen nützlich sein: etwa um Besetzungslücken zu füllen oder einen Chor zu begleiten, der ohne instrumentale Stütze die Tonhöhe nicht recht halten kann. Eigentlich ist der (mitunter nicht einfache) Klavierpart dafür vorgesehen, den solistischen oder chorischen Melodievortrag zu begleiten oder auch einen vierstimmigen Chorsatz zu stützen, den textlichen Grundcharakter zu unterstreichen oder auch bestimmte Textdetails hervorzuheben, je nach dem. Das rückt den Klavierpart vom Prinzip her in die Nähe des Kunstliedhaften. Im Übrigen bietet die Klavierausgabe Studien- und Übmaterial oder ist zum Blattspiel geeignet, je nach Können.
Die Textausgabe verspricht „Anmerkungen und Erläuterungen“, ja sie versteht sich selbst als (differenzierte) Anmerkung zu den Notenausgaben und
- vermittelt dabei Informationen über die Autoren und ihr Anliegen,
- informiert über das Phänomen der psalmtypischen Parallelismus-Dichtung und trägt so dazu bei, die Psalmen als Kunstwerke zu verstehen,
- erläutert wichtige Fachbegriffe mit dem Ziel textbewussten Ausdrucks,
- untersucht die Beziehung zwischen Musik und Sprache, klärt also darüber auf, wie Musik die Bildhaftigkeit von Texten verdeutlichen und geistliche Symbolik darstellen kann. Weil hier auch das Ausdrucksmittel Harmonik mitwirkt, sind entsprechende Verständnishilfen beigegeben,
- gibt Auskunft über die Verwendung von Psalmen in anderen Editionen: EG, EKG, von Paul Gerhard und Helmut Lamparter.
Bei alldem wird der pädagogische Ansatz deutlich; denn es werden wichtige Fachbegriffe geklärt, damit einerseits Anspruchsvolleres analytisch erschlossen werden kann, andererseits werden damit für Komponierende Anregungen zu textgerechter Umsetzung in Musik gegeben; jedenfalls werden konkrete Kenntnisse vermittelt, vertieft und/oder systematisiert, je nach Voraussetzung bei den Lesenden oder Studierenden. Was die Beziehung zwischen Musik und Sprache betrifft, werden Prinzipen aufgegriffen, wie sie seit der Renaissance (1400-1600) in der Vokalmusik umgesetzt werden – immer in dem Sinn, wie der Text durch die Musik verdeutlicht wird. Auch geht die Textausgabe auf das beispielhafte Dichter-Musiker-Gespann Paul Gerhard & Johann Crüger ein, doch ausführlicher auf die Schaffensweise des Komponisten. Dieser bestätigte, obwohl von 1598-1662 lebend, meine eigenen geistlich-ästhetischen Absichten, mögen die Ausdrucksmittel auch zeitnäher sein – moderat modernerer Art.
Aber wie kann denn ein Komponist des 17. Jahrhunderts die Absichten eines zu Beginn des 21. Jh. Komponierenden „bestätigen“? Nun, die Textausgabe beantwortet auch das.
